Mangrove Klong, Pranburi, 2011 |
Wünsche sind selber schon Realitäten, und jeder, der wünscht, der irgendwas wünscht, erschafft eine Welt, in der sich die Sachen behaupten. Wer wünscht, erschafft eine Welt, in der die Dinge keine Rolle mehr spielen, denn die Dinge sind jenseits vom Denken und die Wünsche werden vom Denken gemacht.
Weil die Erde so unvernünftig gewesen war, die Dinge ins Spiel zu bringen und von den Dingen her zu entscheiden, konnten die Menschen nicht anders, als sachlich zu bleiben und sich zum Anwalt der Sachen zu machen. Im Namen der Sachen, sagten sie schliesslich, müssen wir anders handeln, anders als die Erde es tut.
So entstand die Erde über der Erde, ja, so entstand diese Erde, die es dann gab. Die Erde der Menschen interessierte sich nur für die tatsächliche Erde, weil sie keine Ressourcen besass, was aber verständlich war, denn Ressourcen sind das Ergebnis der Dauer. Irgendeinmal wird die Erde der Menschen auch soweit sein, dass sie Ressourcen besitzt, aber so lange es nicht soweit ist, so lange braucht die Erde der Menschen die Erde und so lange muss man sich arrangieren. Man muss sich natürlich nur arrangieren, weil man im Vorteil ist, weil man die Sachen besitzt, was jedoch nicht heisst, dass die Dinge unwichtig sind.
Mangrove Klong, Pranburi, 2011 |
Was ist denn sonst in der Lage, sich über alles hinwegzusetzen und in phantastische Welten vorzustossen, die weiter und unbegrenzter als alles sind, was man sonst kennt? Was man sonst kennt, ist - ich will es so sagen - Ehrfurcht erregend und sogar so, dass man zum Gläubigen werden könnte. Aber als Gläubiger weiss man nicht mehr, in welchen Sphären wir uns bewegen und wie weit wir gekommen sind. Wir kamen so weit, dass sich die Sachen selbstständig machten. Und wir waren sogar schon dort, wo die Sprache nicht mehr eine Vielzahl von Sprachen umfasste, sondern eine einzige war.
Pranburi River, Pile Dwellings, 2011 |
Wir wussten, jetzt ist es vorbei. Wir wussten, jetzt können wir nur noch hoffen, dass etwas erhalten bleibt, etwas von dem, was von uns geschaffen wurde. Wir waren natürlich unglücklich. Wir waren aber nicht wütend, weil die Dinge den Sieg davon trugen, denn wir waren noch immer sicher, dass sich die Erde durchsetzt, die wir im Sinn hatten.
Was wir im Sinn hatten, war eine Revolution, und jede Revolution muss mit Rückschlägen rechnen. Im schlimmsten Fall müssen wir einige Jahre oder Jahrzehnte warten, bis wir neu anfangen können. Aber eine Revolution wird vom Wasser nicht aufgehalten, denn sie ist stärker als dieses. Eine Revolution wird vom Feuer gemacht, und wenn man weiss, was Feuer bedeutet, dann weiss man auch, dass es sich gegen alles durchsetzt.
Pranburi River, Pile Dwellings, 2011 |
Die Eroberung dieses Raums, der über und unter ist und den wir als Kosmos bezeichnen, war immer der Traum, der unser Leben bestimmte, und seit es uns gibt, waren wir immer damit beschäftigt, die Realität in den Traum zu verwandeln oder, anders gesagt, den Traum zur Realität zu machen. Wir konnten schon viel vom Traum in die Realität hinein holen, aber noch waren wir nicht soweit, den Durchbruch dorthin zu schaffen, wo wir keine Schwere mehr hatten. Unser Körper war schwer, und unser Denken war leicht, so kam es uns jedenfalls vor, und deshalb suchten wir eine Lösung, den Körper zum Denken zu machen, was uns je länger je besser gelang.
Reflectances, Mangrove Forest, Pranburi, 2011 |
Wir konnten jetzt endlich sehen, wie weit sich die Erde entfernt hat, von unserer Erde entfernt hat, was jedoch nicht nachteilig war, denn die Erde kam uns nicht entgegen, sondern sie verhinderte immer wieder, dass wir konkret machen konnten, was konkret werden wollte.
Pranburi River, 2011 |
Wir lernten die Sprache auswendig und wussten schon bald so viel, dass es uns möglich wurde, die Erde so zu gestalten, dass kein Widerspruch mehr entstand. Wir waren jetzt wieder im Boot, in dem sich das Ding und die Sache ergänzten, was in uns etwas bewegte, denn erstmals gelang es uns jetzt, die Schönheit der Schönheit zu sehen. Wir konnten jetzt so gestalten, dass alles zu allem passte. Und als wir sahen, dass sich die Erde im Wasser verwandelt, wussten wir wieder, weshalb es die Sintflut gab.
Hua Hin, 20./21. Januar 2011
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