25.07.11

WELTEN IN WELTEN IN WELTEN IN WELTEN



AKTUELL 24.07.2011

Besucht meinen Blog bitte regelmässig und verlinkt ihn mit meinen und euren Freunden!



Wieder eine schöne Zahl heute: Der Anfang, das Ziel und die Sprache. Drückt mir jetzt einfach die Daumen. Ich habe die ganze Nacht gearbeitet. Ich befand mich in einem Zustand luzidester Wachheit. Und als ich dann doch noch schlief, zwei, drei Stunden, fiel ich in die tiefsten und weitesten Zone. In die unermesslichsten Gründe, wo es nur Grund und Grund und keine Abgründe gibt, nur den Raum, in dem es keine Abgründe gibt, keine Hintergründe, sondern nur dieses Sein, das sich  dauernd dinghaft macht und das sich, wenn wir es zulassen, dauernd in uns versachlicht, so versachlicht, dass es erscheint, einfach aus sich scheint, aufscheint und den Garten der Schönheit, der unzählbaren Schönheit entlässt.


Als ich aufwachte, kam das Licht gleich einem zärtlichen Wesen durch das offene Fenster und legte sich sanft, ja, zärtlich auf meinen schwachen Körper. Und die frische Luft und der leichte Wind entzückten meine Haut so, dass sich in mir ein Jubel laut machte.


So ist jetzt mein Programm

> Nach dem kurzen Urlaub begebe ich mich heute Abend  wieder in den Spital, um mich den Händen der Ärzte zu geben.
  

>  Morgen, am 25. Juli 2011, werde ich operiert. Dann wird, vormittags, in einem gut fünfstündigen Eingriff, dieser Tumor entfernt, der sich in meinem Kopf jetzt sehr, fast von heute auf morgen aggressiv breit machte.
  

>  Nach der Operation werde ich wohl zwei Tage auf der Intensivstation liegen und dort überwacht.


>  Und dann werde ich sicher acht bis zehn Tage auf der Station liegen. Während dieser Zeit kann man mit mir Kontakt aufnehmen, telefonisch und auch per E-Mail. Ich kann die Mails lesen, aber ich kann nicht alle einzeln beantworten.  Ich werde sie jedoch jeweils, wenn ich kann, im Blog zusammenfassen und ihnen in ihm eine gemeinsame Antwort geben. Jedes Wort und jedes Zeichen von euch, freut mich, berührt mich.


>  Ich werde jetzt immer gefragt: Kann man dich denn besuchen? Natürlich kann man mich immer besuchen, nur nicht dann, wenn ich auf dem OP-Tisch und in der Intensivstation liege. Nur keine Scheu! Ich freue mich, euch zu sehen! Habt keine Angst: Ihr werdet einem begegnen, der lebt und nicht stirbt und der euch gerne erzählt und euch gerne die Bilder des Lebens gibt.
  

>  Seid unbesorgt und nur ganz natürlich. Ich befinde mich einfach nur auf der Reise. Und wenn ihr mit mir reist, dann seid ihr in meiner Nähe, dann sehe und spüre ich euch, dann gebt ihr mir Kraft, und dann kann ich euch auch viel schenken: Ich schenke euch meinen Garten!
  


>   Nach der stationären Zeit kommt, wie ich vermute und hörte, die Reha-Zeit. Eine Woche, zwei, drei. Irgendwo. Ich freue mich jetzt schon auf diese Zeit. Und wenn ich dann sogar arbeiten, schreiben und zeichnen und malen und euch empfangen und mit euch Gespräche führen und weiter in den Text hinein gehen kann, dann werde ich, das weiss ich schon jetzt, der glücklichste Mensch sein der Welt.
  

DIE MAGISCHE STUNDE





Es war einfach unglaublich. Ganz und gar unglaublich. Als ich am Freitagabend von C. im Spital, nach einem gut zehnstündigen, aber spannenden und abwechslungsreichen Marathon mit Tests, MRI, CT, Röntgen, Gesprächen, abgeholt wurde, fuhren wir über den Staffelegg-Pass, wo ich, obwohl auf schwachen und unsicheren Füssen, unbedingt halten, aussteigen, bleiben musste. (Die Staffelegg ist ein Pass im Schweizer Kanton Aargau. Er liegt zwischen den Orten Küttigen, Thalheim AG und Asp, die Passhöhe liegt auf 621 m. Zwischen Küttigen und Densbüren verläuft die Hauptstrasse 24. Auf der Passhöhe befindet sich ein Restaurant.


Was sich sich dort zeigte, mir gab, war einfach ein Wunder. Ich kann es nicht anders sagen. Was ich sehen konnte und mit der Kamera nehmen, aufnehmen konnte, war deshalb unglaublich, weil es nicht etwas, sondern VIELES war, weil es ALLES war, was es gab, ALLES, was es gibt, ALLES, was sich jetzt gerade in mir ereignet.


Das Wunder dauerte genau eine Stunde – das Lichtwunder, das Farbenwunder, das Entstehungs- und das Verwandlungswunder, das - Weltwunder. Ich knipste und knipste und knipste. Dreihundert, vierhundert Mal. Ich wackelte, torkelte durch die Gegend und mein Körper balancierte, um im Gleichgewicht zu bleiben, und weil ich da war, wach war, ganz bei mir, ganz bei den erscheinenden, bei den konkreten und dinghaften Bildern, bei den gleichzeitig fassbaren, greifbaren und bildlosen Bildern war, kann ich euch diese jetzt auch noch schenken, eine Auswahl zumindest, damit ihr sie sehen, in euch nehmen, damit ihr in sie hinein gehen könnt.


EIN WUNDER KOMMT SELTEN ALLEIN


Es gab auf dem Pass Welten in Welten in Welten, die sich unablässig aus sich heraus schälenden Welten, die dauernd entstehenden und vergehenden Welten. Das war ja eigentlich schon sehr viel, schon viel zu viel. Aber weil es nie zu viel gibt, weil alles, weil jede Schöpfung im Mass und absolut masslos und unvorhersehbar ist, kamen jetzt, auf dem Pass, in dieser einzigen unendlichen Stunde, auch er und auch er und auch noch dazu. Und auch noch dieser, der, als ich das zweite Mal operiert worden bin, starb.



Nachdem  Cy Twombly starb, flossen tagelang seine Bilder durch das Fenster in mein Krankenhauszimmer, seine dinghaften Bilder. Twombly malte nicht, er nahm nicht und formte nicht und gestaltete nichts nach seiner Vorstellung und seinem Willen. Twombly war, er ist ein Glücksfall der Kunst. Er war, man kann es so vielleicht treffend sagen, der Laotse der Kunst. Er malte, indem er nicht malte. Er malte, weil er nicht malte, weil er nicht machte und manipulierte, weil er nur einfach berührte, die Leinwand berührte, so die Wände berührte, dass sie sich aufgemacht haben, dass sie zu atmen begannen, dass sie das, was man bis dahin nicht kannte, aus sich entliessen.



Ich wollte eigentlich mit G. und K., aus München, mit meinen sehr nahen und sehr teuren Freunden, bei Brandhorst die Bilder und Fotos von Twombly anschauen. Ich wollte G. und K. diese Bilder und Fotos zeigen, die nichts mehr abbilden, nichts mehr beschreiben, die über sich hinaus gehen. Ich wollte Ihnen den Unterschied zeigen zwischen den sachlichen, den die Sachen festhaltenden und deshalb überflüssigen und nur banalen Bildern und den dinghaften, elementaren und deshalb ohne Ende öffnenden Bilder.



Ich verspreche: Ich werde The Neverending Image noch weiter und weiter führen. Und ich habe den Wunsch, dass ein Freund oder dass einige Freunde diese unendlichen Bilder in ihre Sorgfalt nehmen, in ihre aufmerksamen Hände und Augen und eine oder einige Ausstellungen machen und die Bilder verkaufen, so verkaufen, dass sich viele freuen und dass viele davon profitieren, dass auch ein solcher Mehrwert entsteht, der die Betreuung meines umfangreichen Bild- und Sprachnachlasses ermöglicht.




Mein Werk, mein Nachlass ist auch ein Thema

Ich werde dieses Thema bald und noch rechtzeitig behandeln. Ich muss jetzt aber noch einmal zurück auf den Pass, auf dem ich nicht nur die Bilder bekam, die ich euch weitergebe, sondern auf dem auch, überraschend, wie aus dem Nichts, nicht nur Twombly auftauchte, mir näher kam, sondern auf dem mir auch Hokusai und Cézanne erschienen, um mir, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, ihre Berge, den Fuji und den Montagne Sainte-Victoire zu geben.



Und weil es schon so viel gab und weil schon so viele kamen, war ich nicht überrascht, dass sich auch noch der Vierte einfand, sich zu mir, zu uns gesellte, der Sehende mit dem Blindenstock, mein Judenbruder, Celan, der die deutsche Sprache gerettet hat und der mir schon vor ein paar Tagen die Schulter berührte.

Wir waren zu Viert auf dem Pass, im Gebirg. Es gab das Gespräch im Gebirg. Es gab den Berg, den Weg und den Berg. Es gab den Berg, der alles enthielt und der sich einmal, zweimal, tausendmal selber gebar. Wir sahen. Wir sahen uns und einander. Und es gab das Rad. Und es gab den Bogen, den Regenbogen, einmal, zweimal, dreimal. Und ja, es gab sogar sie, die Rapunzel, und natürlich den Stein, den Stein, den Stein, - den Piedra de sol.

Und jetzt muss ich gehen… Die Reise geht weiter. Es geht weiter im Text…
Lest meinen Text. Ich freue mich auf eure Zeichen, auf jedes Lebenszeichen. Und wenn ihr mir schreibt und wenn ich nicht lesen kann, lasse ich es mir vorlesen…
Die Schöpfung ist immer Gespräch… Das Gespräch darf niemals versiegen!
Ach, ich möchte noch so viel sagen… Aber es gibt die Zeit, und sie sagt mir: Es ist jetzt Zeit. Ich überlasse mich dem Körper der Zeit und lasse meinen Körper von ihm verwandeln.
Ich erzähle euch dann, wie der Körper der Zeit meinen Körper verwandelt hat, was er aus mir gemacht hat.

Auf Wiedersehen. Nehmt die Geschenke, die ihr in jedem Moment bekommt!!!







 





--
Emil Schwarz
Hölibachsteg 3
CH-5412 Gebenstorf
Telefon +4156 2231663
Mobile +4176 3321944
schwarzartist@gmail.com
emilschwarz@bluewin.ch

http://emilschwarz.blogspot.com


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen